Die Zeiten, in denen eine HIV-Infektion eine unkontrollierbare Bedrohung war, sind bei uns vorbei. Dank guter HIV-Medikamente hat man heute die Chance auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung ist Aids zu verhindern und wenn das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar ist, kann HIV auch bei Sex nicht mehr übertragen werden. Da Wissen der beste Schutz ist, hier einige Infos zum Alltag und zur Lebensplanung mit HIV.
In Österreich leben etwa 9000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Diese ist nicht heilbar, aber bei frühzeitiger adäquater Behandlung können Sexual- und Berufsleben ohne Einschränkungen positiv gelebt werden, auch auf Kinder muss nicht verzichtet werden. Betroffene werden in HIV-Behandlungszentren, die es in OÖ im Kepler-Universitätsklinikum und der Klinik Wels-Grieskirchen gibt oder von einer Ärztin oder einem Arzt, die/der auf HIV spezialisiert ist, betreut und begleitet. Mehr Infos zu Therapie, Unterstützung etc. finden Sie beim Bundesministerium für Gesundheit unter diesem Link HIV/AIDS.
Gut verträgliche Therapie
Die antiretrovirale Therapie besteht meist aus ein, zwei Tabletten pro Tag, die im Schnitt gut vertragen werden. Diese Medikamente unterdrücken die Vermehrung der Viren im Körper und verhindern das Auftreten von AIDS. Unter erfolgreicher HIV-Therapie ist die Infektion selbst bei Sex nicht übertragbar. Voraussetzung dafür ist, dass das Virus mindestens sechs Monate lang, dank der Behandlung, nicht mehr nachweisbar ist.
Wenn das Virus noch nachweisbar ist oder noch keine Medikamente eingenommen werden, muss zum Schutz Kondom/Femidom genutzt werden. Für HIV-negative PartnerInnen kann auch eine HIV-PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe) angezeigt sein. Welche Möglichkeit zum Schutz die individuell Beste ist, mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen. Die PrEP ist sozusagen die Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt.
Nur als Notfall-Lösung, ist die PEP (Post-Expositionsprophylaxe) anzusehen, etwa wenn das Kondom gerissen ist oder man ungeschützten Sex hatte. Auch nach beruflichen Expositionsereignissen, z.B. Nadelstichverletzungen, kann die PEP in Betracht gezogen werden. Die PEP soll so schnell wie möglich, möglichst innerhalb 48 Stunden begonnen werden und muss 28 Tage mit HIV-Medikamenten durchgeführt werden. So kann meist verhindert werden, dass sich das Virus im Körper festsetzt. Um eine PEP zu erhalten, eine Notaufnahme oder spezialisierte Klinik aufsuchen.
Elternschaft möglich
HIV kann während der Schwangerschaft, bei der Geburt und durch das Stillen von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Im Rahmen des Eltern-Kind-Passes kann jede Frau frühzeitig auf HIV getestet werden und bei positivem Ergebnis werden nötige Schritte und bestmögliche Therapie eingeleitet.
Bei wirksamer HIV-Therapie und nicht nachweisbarer Viruslast, steht einer Schwangerschaft nichts entgegen und das Kind ist vor einer Ansteckung geschützt. Neben der regelmäßigen Einnahme der HIV-Medikamente sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen in der gynäkologischen Praxis, HIV-Schwerpunktpraxis oder HIV-Ambulanz zur Kontrolle in der Schwangerschaft notwendig. In vielen Fällen ist auch eine natürliche Geburt möglich, ansonsten ist ein Kaiserschnitt angezeigt. Die spezialisierte Ärztin oder der Arzt entscheiden auch, ob das Kind nach der Geburt für einige Zeit antiretrovirale Medikamente erhalten soll oder nicht. Auch, ob die Frau stillen kann, wird individuell entschieden.
HIV und Impfungen
HIV-Infizierte können grundsätzlich laut dem österreichischen Impfplan geimpft werden. Vor der Impfung aber ärztlichen Rat einholen. Es kann sein, dass der Impferfolg nicht so gut wie bei Nichtinfizierten ist. Daher sollte der Impfschutz öfter kontrolliert werden.
Psychische Belastung minimieren
HIV begleitet einen Menschen lebenslang. Das kann natürlich auch die Seele belasten. Die häufigsten Probleme nach der Diagnose sind:
- Angst und Unsicherheit: Was bedeutet HIV für mein Leben, meine Beziehung, meinen Job? Werden die Medikamente wirken? Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? Viele Fragen quälen Betroffene. Doch die moderne Medizin hat HIV zu einer behandelbaren chronischen Erkrankung gemacht! Das darf man sich immer wieder vor Augen halten!
- Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Scham: Selbstvorwürfe helfen nicht, lieber sich selbst mit Mitgefühl begegnen! Es kann jeden treffen.
- Stress und Erschöpfung: Der Alltag mit der lebenslangen Erkrankung kann erschöpfen, auslaugen und überfordern. Gut für sich selber sorgen, hilfreich ist ein empathisches Umfeld.
- Angst vor Zurückweisung, Stigmatisierung: Trotz Aufklärung gibt es immer noch Vorurteile gegenüber Menschen mit HIV. Sich nicht entmutigen lassen: Man hat das Recht auf Respekt, Liebe und Anerkennung!
- Depression: Depression ist bei HIV-Infizierten nicht selten. Sich nicht zurückziehen, sondern Hilfe suchen; je nach Ausprägung bei PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, HIV-Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen etc. Manchmal hilft auch die Begleitung der besten Freundin oder des besten Freundes.
HIV muss heute niemanden mehr verunsichern und dessen Lebensplan über den Haufen werfen. Mit den richtigen Maßnahmen kann das Leben meist unbeschwert weiterlaufen!