Lymphödem braucht eine konsequente Entstauungstherapie

Ist das Lymphgefäßsystem geschädigt kann sich eiweißreiche Flüssigkeit im Gewebe einlagern und ein Lymphödem bilden. Ursachen sind oftmals Krebsoperationen oder Bestrahlung. Patientinnen und Patienten leiden besonders im Sommer unter ihrer Erkrankung, denn zur komplexen Entstauungstherapie gehören meist auch Kompressionsstrümpfe, die täglich getragen werden müssen.

Das Lymphsystem spielt bei der Immunabwehr, Entwässerung und Reinigung der Körpergewebe eine wichtige Rolle. Es besteht aus Lymphgefäßen, die sich wie ein Netz über den gesamten Körper ziehen sowie aus lymphatischen Organen wie etwa Thymus, Knochenmark, Lymphknoten, Milz und Lymphfollikel der Schleimhäute etwa des Bronchialsystems oder des Urogenitaltraktes.

Mit der Lymphflüssigkeit werden überschüssige Flüssigkeiten und Abfallstoffe aus dem Körper transportiert. Muskeln und Gelenke wirken als Pumpe auf die Lymphgefäße, auch Klappen helfen beim Weitertransport der Flüssigkeit. Die Lymphe gelangt über die Lymphgefäße zu den Lymphknoten, wo Krankheitserreger und schädliche Stoffe herausgefiltert werden. Die gereinigte Lymphe gelangt dann über die großen Lymphgefäße in den Blutkreislauf.

Gibt es in diesem System eine Störung bzw. Schädigung, kann die Flüssigkeit aus den Zellzwischenräumen nicht mehr ausreichend abtransportiert werden, sie staut sich und es entsteht eine Schwellung, die man Lymphödem nennt.

Das Lymphödem ist selten angeboren und entsteht in 90 % der Fälle meist im Laufe des Lebens (sekundäres Lymphödem). Bein oder Arm (einseitig) sind häufig betroffen. Das Ödem entwickelt sich meist zuerst körpernah, etwa am Ort einer Operation oder Bestrahlung, welche die Lymphgefäße geschädigt haben oder dort wo ein Lymphknoten entfernt wurde, und breiten sich dann in Arm oder Bein aus. Rund 200.000 Menschen in Österreich sind von einem Lymphödem betroffen.

Das Lipo-Lymphödem ist eine Spezialform, das sich auf dem Boden eines Lipödems, einer Schwellung infolge einer krankhaft veränderten Fettverteilung, bildet.

Schleichende Entwicklung – früh zum Arzt

Die Beschwerden entwickeln sich nach und nach, man unterscheidet verschiedene Stadien eines Lymphödems. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

  • Anfangs schwillt zum Beispiel ein Arm oder Bein im Laufe des Tages immer wieder an und fühlt sich schwer an. Wird die Extremität hoch gelagert geht die Schwellung zurück. Drückt man mit dem Finger auf die Schwellung bleibt eine Delle, die nach einiger Zeit zurückgeht.
  • Mit der Zeit nimmt die Schwellung immer mehr zu, irgendwann bringt auch das Hochlagern keine Erleichterung mehr, die Schwellung bleibt.

 

Mit undefinierbaren Schwellungen daher nicht warten und die Hausärztin/den Hausarzt konsultieren. Ansonsten kann es zu anhaltender Schädigung, einer Verdichtung und Verhärtung des Gewebes, sprich einer Fibrose kommen. Wird ein Lymphödem nicht behandelt wird die geschwollene Region immer härter und auch die Haut verändert sich. Starke Schmerzen, Juckreiz und Taubheitsgefühl können das Lymphödem begleiten. Gestörte Wundheilung und eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Beins oder Arms schränken im späten Stadium die Lebensqualität meist erheblich ein. Auch die Gefahr etwa für Hautinfektionen, Rotlauf, Lymphangitis ist erhöht. Kleinste Verletzungen können dazu führen.

Häufige Ursachen

  • Krebserkrankung: Die Erkrankung selbst oder die Behandlung mit Operation oder/und Bestrahlung können der Grund sein. Werden dabei Lymphgefäße geschädigt oder Lymphknoten, zum Beispiel in der Achselhöhle bei einer Brustkrebsoperation, entfernt, kann ein Lymphgefäßim Arm die Folge sein. Das Ödem kann unmittelbar nach der OP, aber auch Monate bis Jahre später auftreten.
  • Parasiten: Weltweit häufigste Ursache ist die Filariose, die in tropischen und subtropischen Ländern durch Fadenwürmer verursacht wird. Die Parasiten verschließen die Lymphgefäße und diese entzünden sich chronisch. Körperteile schwellen dann massiv an, was man als Elephantiasis bezeichnet.
  • Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Syphilis können genauso wie starkes Übergewicht ein Ödem begünstigen.

 

Oftmals lebenslange Therapie notwendig

Frühzeitige Behandlung soll den Abfluss der gestauten Flüssigkeit anregen und dadurch können Beschwerden und Schwellung verringert und das Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Die Therapie beinhaltet mehrere Elemente, die je nach Stadium kombiniert werden. Maßnahmen dieser komplexen physikalischen Entstauungstherapie, welche in vielen Fällen lebenslang durchgeführt werden muss, sind:

  • Manuelle Lymphdrainage: Speziell geschulte PhysiotherapeutInnen regen damit den Abfluss gestauter Lymphe an.
  • Kompressionstherapie: Mit speziellen Kompressionsverbänden oder Kompressionsstrümpfen bzw. -handschuhen wird steter Druck auf das gestaute Gewebe ausgeübt und der Abfluss erhöht. Kompressionskleidung wird nach Maß angefertigt.
  • Intermittierende pneumatische Kompression: Sie kann ergänzend zum Einsatz kommen.
  • Bewegung: Mithilfe von PhysiotherapeutInnen kann ein individuelles Bewegungsprogramm erstellt werden, das regelmäßig durchgeführt werden muss. Nordic Walken und Laufen sind meist auch hilfreich. (Kompressionsstrümpfe beim Sport anbehalten).
  • Hautpflege: Regelmäßig feuchtigkeitsspendende Cremen oder Lotionen verwenden.

 

Der Abbau von Übergewicht sowie Selbstmassage können helfen, den Stau zu verringern.

Wenn man mit der konservativen Behandlung das Lymphödem nicht unter Kontrolle bringt, kann in ausgesuchten Fällen ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein.

Rückfall verhindern

Auch nach erfolgreicher Therapie neigen Betroffene dazu, wieder ein Lymphödem zu entwickeln. Um einen Rückfall oder eine Entzündung zu verhindern, sind folgende Verhaltensmaßnahmen empfohlen:

  • Weiterhin Kompressionskleidung tragen, auch wenn sich die Beschwerden gebessert haben.
  • Zu enge Kleidung meiden.
  • Die betroffenen Gliedmaßen hochlagern bzw. langes Stehen, Sitzen und Überkreuzen der Beine vermeiden, wenn das Bein betroffen ist.
  • Die Haut gut pflegen.
  • Verletzungen und Infektionen des betroffenen Körperteils vermeiden. Vorsicht beim Kochen, bei Gartenarbeit, Pediküre etc.

 

Bei Entzündungsanzeichen (Rötung, Schwellung, Überwärmung) Ärztin/Arzt konsultieren.

  • Sich regelmäßig bewegen.
  • Normalgewicht anstreben.

 

Spezielle Tipps für den Sommer

Hohe Temperaturen verstärken die Ödeme. Trotz Hitze muss die Kompressionstherapie fortgeführt werden. Experten raten für den Sommer:

  • Direkte Sonneneinstrahlung meiden.
  • Beine regelmäßig hochlagern, wenn Bein betroffen ist.
  • Bewegen: Gehen und Liegen sind besser als Sitzen und Stehen. Gemütliches Radfahren, Schwimmen, flotter Spaziergang sind gut.
  • Kühlen: Mit feuchten Tüchern kann man Beine auch bei angezogenen Kompressionsstrümpfen kühlen; oder mit Sprühflaschen befeuchten. Kompressionsstrümpfe nächtens im Kühlschrank aufbewahren und frühmorgens anziehen.
  • Trinken: Bei Hitze und Schwitzen mehr trinken. Das wirkt sich nicht negativ auf das Ödem aus.

Fotos: freepik

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