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Augen auf beim Schwammerlsuchen – Im Herbst mehren sich Fälle von Pilzvergiftungen

Im Herbst schwärmen mehr oder weniger versierte Pilzesammler aus. Verwechslungen der Schwammerlarten enden nicht selten in einer Pilzvergiftung. Wer Minuten bis Tage nach dem Verzehr mit Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Herz-Kreislauf-Beschwerden zu tun hat, sollte sofort die Vergiftungsinformationszentrale anrufen und einen Arzt aufsuchen oder noch besser die Rettung rufen.

Eine Pilzvergiftung ist ein Notfall. Rasches und richtiges Handeln ist wichtig, im schlimmsten Fall kann die Vergiftung lebensbedrohlich sein. Jedes Jahr wieder werden zahlreiche Pilzvergiftungen im Spital behandelt, sie können Leber und Nieren schädigen. Rund 150 von den mehr als 3000 Pilzarten in Mitteleuropa sind giftig.

Immer wieder wird der giftige Knollenblätterpilz mit einem Wiesenchampignon verwechselt oder der Pantherpilz mit dem Perlpilz. Immer nur Pilze mitnehmen, die man absolut sicher kennt. Tipp: Sich nicht auf irgendwelche Pilzerkennungs-Apps verlassen.

Auch alte oder falsch gelagerte Pilze, die nicht giftig sind, können sich zersetzen und gesundheitsschädlich sein. Kleine Kinder sowie alte und kranke Menschen sollen überhaupt nur wenig Pilze essen, verdorbene oder giftige Schwammerl können bei ihnen gefährlichere Folgen haben als bei Gesunden.

Symptome manchmal erst nach halbem Tag

Je nach Art und Menge des Giftes können Brechdurchfall, Bauchschmerzen, Kreislaufprobleme, Halluzinationen, Schwitzen, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel, beschleunigter Puls, Blutdruckabfall, erhöhter Speichelfluss, Sehstörungen, Bewusstseinsstörungen wie Schläfrigkeit, Verwirrtheit, Erregungszustände und Bewusstlosigkeit auftreten. Treten die Symptome innerhalb der ersten zwei Stunden nach dem Verzehr auf, gelten die Pilze als weniger gefährlich, als wenn die Beschwerden erst nach sechs Stunden oder mehr auftreten.

Wenn mehrere Personen vom Gericht gegessen haben, sollen sie sich auch wenn sie (noch) keine Symptome haben, untersuchen lassen.

Selten können Menschen auf essbare Pilze mit einer Unverträglichkeitsreaktion reagieren, welche Vergiftungssymptomen ähnelt. Man spricht dann von einer unechten Pilzvergiftung, die mit Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen einher geht.

Erste Hilfe-Maßnahmen

Betroffene bzw. Angehörige sollen rasch handeln:

  • Umgehend die Vergiftungszentrale unter Tel. +43 1 406 43 43 (Für Notfälle rund um die Uhr besetzt) anrufen und den Anweisungen der Experten dort folgen.
  • Sicherheitshalber bei Vergiftungsverdacht die Rettung rufen.
  • Nichts mehr essen und trinken. Auf keinen Fall Milch trinken, die kann die Giftaufnahme begünstigen.
  • Kein Erbrechen herbeiführen.
  • Keine Kohletabletten gegen den Durchfall nehmen, das kann die Prognose verschlechtern.
  • Ruhe bewahren, in vielen Fällen ist die Vergiftung gut behandelbar.
  • Pilzreste bzw. Erbrochenes sicherstellen. Deren Analyse hilft das Gift zu bestimmen und die adäquate Therapie einzuleiten.

Behandlung, je nach Gift und Schwere

Die Therapie reicht je nach Art des Giftes und den Beschwerden von symptomatisch bis zu intensivmedizinischer Betreuung. Wertvolle Info für Rettungsdienst bzw. Arzt ist, ob zum Gericht auch Alkohol getrunken wurde und ob der Betroffene Medikamente einnimmt, ob Allergien und andere Grunderkrankungen bekannt sind.

Die gute Nachricht ist, dass die Prognose bei vielen Betroffenen eine sehr gute und der Verlauf harmlos ist. Sobald Magen und Darm von der giftigen Mahlzeit „befreit“ sind, ist die Sache meist überstanden.

Manche Patienten müssen unter ärztlicher Aufsicht zum Erbrechen gebracht werden. Für einige Gifte gibt es Gegengifte, die der Arzt verabreichen kann.

Wurden die Nieren geschädigt kann eine (kurzfristige) Dialyse notwendig sein. Im schlimmsten und sehr seltenen Fall, kommt es etwa nach einer Vergiftung mit Knollenblätterpilzen zu Nieren – oder Leberversagen, dann kann eine Transplantation ins Auge gefasst werden.

Die schwere Knollenblätterpilz-Vergiftung zeigt sich bis zu 24 Stunden nach dem Verzehr (meist treten erste Symptome sechs bis 12 Stunden danach auf), mit wiederholten, heftigen Brechdurchfällen. Nach 48 bis 72 Stunden können Leber- und Nieren versagen, es besteht Lebensgefahr! Rund 95 Prozent der Todesfälle infolge einer Pilzvergiftung sind auf Knollenblätterpilze zurückzuführen.

Tipps zum sicheren Sammeln, Lagern und Genießen

Um einer Vergiftung vorzubeugen gilt es Regeln zu beachten:

  • Alte und dunkel verfärbte, schimmlige, durchnässte, schleimige oder gefrorene Pilze nicht pflücken.
  • Nur so viele Pilze mitnehmen, die rasch verarbeitet werden können. Nicht roh verzehren.
  • Pilze am besten in einem Korb oder Stoffsackerl transportieren, nie in einem Plastiksack, denn darin verderben sie ganz schnell.
  • Pilze sind schwer verdaulich, sich bei der Menge daher zurückhalten. Je mehr sie zerkleinert werden, desto bekömmlicher sind sie. Pilzgerichte nicht mehrmals aufwärmen.
  • Pilze vor dem Einfrieren reinigen, kochfertig aufschneiden und eventuell blanchieren. Rasch und bei möglichst tiefen Temperaturen einfrieren.
  • Pilze können an der Luft oder im Backrohr getrocknet werden, dadurch wird die Haltbarkeit verlängert. Danach in einem gut verschließbaren Behältnis aufbewahren.

Im Zweifelsfall den Pilz stehen lassen!

Fotos: freepik

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