Bei Stress oder Kälte wird die Durchblutung der Finger plötzlich gestört, sie werden weiß und tun weh. Das kann ein Anzeichen für das Raynaud-Syndrom sein. Rund drei Prozent der Bevölkerung, oftmals Frauen zwischen 20 und 40 Jahren sind von solchen meist harmlosen Gefäßkrämpfen betroffen. Hinter diesen Beschwerden können aber auch andere Grunderkrankungen stecken. Auf jeden Fall bei der Hausärztin oder dem Hausarzt abklären lassen.
Die plötzliche arterielle Durchblutungsstörung in den Fingern, selten an den Zehen, Nase und Ohren, wird dadurch ausgelöst, dass sich die Gefäße zusammenziehen und den Blutfluss in der Region behindern. Folge ist, dass die Finger, meist außer dem Daumen, blass werden und sich später blau verfärben. Man nennt das Syndrom auch Weißfingerkrankheit. Missempfindungen, Taubheitsgefühle und/oder Schmerzen treten in den Fingern auf. Diese Gefäßkrämpfe dauern maximal bis zu einer Stunde. Danach ist die Haut oft gerötet, weshalb man auch von einem Trikolore-Phänomen (weiß, blau, rot) spricht. Bleiben die Krämpfe länger bestehen, kann das Gewebe Schaden nehmen, was es zu verhindern gilt.
Ursache meist unbekannt
Man unterscheidet das primäre und das sekundäre Raynaud-Syndrom:
- Primäres Raynaud-Syndrom: Bis zu 90 von 100 Betroffenen haben diese Form. Fünfmal häufiger als Männer sind Frauen zwischen 15 und 40 Jahren betroffen, man kann eine familiäre Häufung, aber keine konkrete Ursache, feststellen. Rund drei Prozent der Bevölkerung kennen dieses Syndrom, das beide Hände betrifft. Rauchen begünstigt die Gefäßspasmen.
Mit zunehmendem Alter können sich die Attacken abschwächen und weniger oft auftreten. Stress und Kälte, aber auch ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt spielen vermutlich eine Rolle. Auch funktionelle Veränderungen in der Gefäßwand oder eine Störung in der Nervensteuerung der Gefäßspannung werden als Ursachen diskutiert.
Die primäre Form ist unangenehm, aber harmlos. Im Schnitt bessern sich die Beschwerden im Lauf der Zeit.
- Sekundäres Raynaud-Syndrom: Hierbei treten die Beschwerden als Folge einer Vielzahl verschiedener Erkrankungen auf und betreffen eine Hand.
Erkrankungen aus dem rheumatologischen Formenkreis, Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen wie etwa Sklerodermie), Schädigung der Nerven und Gefäße durch die Arbeit mit vibrierenden Geräten wie Presslufthämmern, Erfrierungen, Erkrankungen des blutbildenden Systems, Karpaltunnel-Syndrom etc. können genauso wie verschiedene Medikamente die Ursachen sein.
Bei der sekundären Form muss die Grunderkrankung adäquat behandelt werden, der Leidensdruck kann, je nach Grunderkrankung, hoch sein und Komplikationen wie schlecht heilende Wunden und Gewebeschäden mit sich bringen.
Therapie je nach Form und Ausprägung
Ziel der Behandlung ist es, Schwere und Häufigkeit der Attacken zu reduzieren sowie Gewebeschädigungen zu verhindern. Stress und Kälte, so gut es geht meiden. Wenn man Kaltes, Gefrorenes angreifen muss, Handschuhe tragen, keine eiskalten Getränke in die Hand nehmen. Im Winter beheizbare Handschuhe, Taschenwärmer, dicke Socken und Schuhsohlen nutzen. Wärme ist das Mittel erster Wahl: Droht ein Anfall, Hände in warmem Wasser waschen, massieren und bewegen, sodass sich die Gefäße wieder weiten.
Ernährung mit reichlich Omega-3-Fettsäuren wird empfohlen, auf Nikotin verzichten.
Zum Stressabbau können das Erlernen von Entspannungsmethoden, aber auch sportliche Betätigung helfen.
Anzeichen von Raynaud-Syndrom bei der Hausärztin oder dem Hausarzt abklären lassen. Sie oder er kann weitere Tests durchführen bzw. an eine Expertin oder Experten (Facharzt für Rheumatologie) überweisen.
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